Medienspiegel

„Wedding Day“ & „Coverstory“ ist auch nicht geil, Oida!

Das österreichweit 14-tägig erscheinende Magazin „Weekend“ widmete Ende Oktober 2017 unserer Muttersprache eine interessante Titelgeschichte.

Die IGM-Zeitschrift dokumentiert ja regelmäßig den oft schweren Stand unserer Muttersprache. Diesmal fiel uns das Magazin „Weekend“ auf. Hier der Leserbrief von unserem Vorstandsmitglied Ernst Brandl an die Chefredaktion des Magazins:


Geschätzte Redaktion des Magazins Weekend!

Ich darf mich herzlich für Ihre sehr informative Titelgeschichte der Nr. 19/2017 „Wie unser Sprachniveau sinkt“ bedanken. Ihre Berichterstattung trifft den Nagel auf den Kopf. Vor allem, was die „Vermantschung“ unserer Muttersprache mit Anglizismen betrifft, liegt ihr Redakteur richtig, wenn berichtet wird, dass es viele Anglizismen in unserer Sprache gibt, die eigentlich im Englischen gar nicht verwendet werden (Stichwort „Handy“)!

Ihren Magazinnamen als Eigen- und Produktnamen zu verwenden ist zweifellos legitim und Ihre Entscheidung, die Sie als Unternehmen zu treffen haben. Aber in Ihren Texten allzu viel Anglizismen zu verwenden wird der Verantwortung eines Mediums für unsere Staats- und Muttersprache nicht gerecht!  Zum Glück machen Sie beim Unsinn mit gendergerechter Sprache und „Binnen-I“ zu texten nicht mit. Auch dafür gebührt Ihnen Dank eines Gernlesers.

Schade finde ich es aber, dass Ihr Titelblatt nicht frei von Anglizismen gestaltet wurde  – vor allem bei dieser Titelstory: „Wedding Day“ und „Motornews“ müssen nicht sein! Ich erlaube mir eine Anregung: Versuchen Sie doch eine Ausgabe Ihres Magazins einmal völlig ohne Anglizismen zu gestalten. Titelgeschichte statt „Coverstory“ tut es doch auch! Für mich wäre das eine sehr leserfreundliche und sympathische Aktion – und ein bewusstes Bekenntnis für unsere Muttersprache!

Ernst Brandl
Vorstandsmitglied der InteressengemeinschaftMuttersprache Graz.


Die Antwort:
Sehr geehrter Herr Brandl, herzlichen Dank für Ihren Leserbrief. Mit Ihrem Hinweis auf die Widersprüchlichkeiten auf unserer Titelseite bohren Sie quasi in einer offenen Wunde.

Gestatten Sie den Versuch einer Erklärung: Zum einen sind wir speziell am Cover (das Wort Titelblatt hab ich in meiner nunmehr 14-jährigen Tätigkeit bei diversen Medien praktisch noch nie vernommen, eher eben Seite 1) an ein äußerst begrenztes Platzangebot gebunden. Und kommt dazu eine bestimmte „Zeitnot“, begnügt man sich da eben mit nur bedingt zufriedenstellenden Lösungen – leider.
Die Aktion „Wedding Day“ war eine verkaufsgesteuerte Geschichte, die eben auch so mit den Kunden kommuniziert worden ist. Und bei „Motornews“ ist uns leider kein ähnlich deutsches Wort in den Sinn gekommen. Eine vielleicht schwache Ausrede, was aber wahrscheinlich auch daran liegt, dass sich der Wandel in unserer Gesellschaft eben auch auf die Sprache niederschlägt.

Und gerade die Sprache war ja auch historisch gesehen immer im Wandel begriffen, hat sich den Rahmenbedingungen entsprechend angepasst. So würden heute wohl nur die wenigsten einen Text in Kurrentschrift entziffern können – und selbst wenn man ihn „übersetzt“, die Worte des vorigen Jahrhunderts muten für viele Menschen wie Relikte aus einer anderen Zeit an.

Dass speziell Anglizismen inflationär unseren Alltag prägen, ist wohl unser Tribut an eine globalisierte Welt. Wörter wie Laptop, Computer, Handy usw. sind aus unserem täglichen Sprachgebrauch ja nicht mehr wegzudenken.

Ich bin aber ganz bei Ihnen, dass, wenn es nicht sein muss, man tunlichst deutsche Wörter verwenden sollte. Ich darf Ihnen versichern, dass Ihr Leserbrief uns hierfür als Anregung für eine noch stärkere Sensibilisierung dient. Für Ihren Kampf um den Erhalt und die Pflege unserer Muttersprache wünsche ich Ihnen jedenfalls alles Gute und das nötige Durchhaltevermögen.

Alles Gute!
Marcus Stoimaier
Weekend Magazin
Chefredaktion Steiermark

 

Zurück zur Übersicht „Medienspiegel“


Die Zeitungen und die Sprache, oder: warum lassen wir uns es  eigentlich gefallen, von „Gates“ und „Hillsize“ lesen zu müssen?

Das Thema ist täglich präsent – ob im ORF oder in den Zeitungen: Darum möchten wir den IGM-Lesern auch mit unserer regelmäßigen Presseschau verdeutlichen wie verschieden Redaktionen mit dem Thema Muttersprache umgehen. Zeitungen haben eine wichtige Vorbildfunktion in Sachen selbstbewussten Umgang mit unserer Muttersprache. Das sollte man den Chefredakteuren auch rückmelden. Wir fordern alle IGM-Leser auf, bei festgestellter „Sprachschluderei“ und „Anglizismenflut“, sich kurzerhand beim jeweiligen Chefredakteur kräftig zu beschwerden. Nur wer sich gegen diesen Unsinn wehrt, wird auch gehört!

Zeitungen beeinflussen unsere Sprache

Die Sprache in den unterschiedlichen Tageszeitungen und verschiedenen Zeitungsartikeln unterscheidet sich zwangsläufig je nach Publikation, gewählter journalistischer Stilform und anzusprechender Zielgruppe. Darüber hinaus hat jeder Journalist seinen persönlichen Schreibstil und Wortschatz. Das macht Zeitungen so vielfältig, lebendig und spannend – aber eben auch unterscheidbar. Und Zeitungen haben einen bestimmenden Einfluss auf unsere Muttersprache und ihre alltägliche Verwendung.