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Die „Streetworkerin“ ist keine „Straßenschwalbe“!

Unsere Muttersprache ist voll von englischen Ausdrücken, doch manche sind gar keine!

Wir Österreicher haben englische Vokabeln in unserem Wortschatz, von denen Engländer oder US-Amerikaner nie gehört haben. Ob „Handy“, „Jogging“ oder „Streetworker“ – Pseudoanglizismen sorgen in englischsprachigen Ländern maximal für Gelächter.

Prinzipiell gilt: Gegen die Übernahme fremder Ausdrücke in unsere Muttersprache ist nichts einzuwenden – so lange diese „Sprachimporte“ sinnvoll sind. Davon kann aber bei vielen Anglizismen überhaupt keine Rede sein. Im Gegenteil: die Anglizismenflut kann auch peinlich werden, oder zumindest für große Verwirrung sorgen.Der „erfolgreichste“ Anglizismus in unserer Muttersprache ist wohl „Handy“. In Österreich und Deutschland ist das Wort längst die häuf igste Bezeichnung für ein Mobiltelefon. Im Grunde ist es kein Wunder, ist das Wort doch kurz und prägnant – aber eben leider „falsch“. Denn wenn es ein deutsches Wort ist, müsste man es eigentlich „Händy“ schreiben. Und unser „Händy“ heißt in England „mobile“. Das englische Vokabel „handy“ bedeutet schlicht „geschickt“!

Der „Dressman“ ist ein Transvestit und der Rucksack zum Glück kein „Body Bag“
Oder, öffentliche Veranstaltungen, bei denen man auf Großbildschirmen zumeist Sportveranstaltungen gemeinsam verfolgt, nennt man im deutschsprachigen Raum „Public Viewing“. In US-Amerika allerdings ist „Public Viewing“ die Aufbahrung des Leichnams im offenen Sarg. Dazu passt der „Body Bag“ – ein Begriff, mit dem hiesige Händler ernsthaft glauben, einen einfachen Rucksack anzupreisen. In den USA ist das schlicht ein „Leichensack“.Auch der Begriff „Streetworker“, der bei uns für Sozialarbeiter im  öffentlichen Raum Verwendung findet, ist in Amerika nicht gängig. Der Straßenarbeiter ist dort ein „roadmen“ oder „road worker“. Vor allem aber steht der fast gleich klingende Begriff „Streetwalker“ für eine Prostituierte, oder wie es bei uns im Soziolekt der Halbwelt heißt Straßenschwalbe! Ebenso verfänglich wird es, wenn man zu einem modebewussten Mann sagt, er kleide sich wie ein „Dressman“. In den USA ist das ein Transvestit.



Kein Grund zur sprachlichen Unterwürfigkeit
Viele Zeitgenossen haben offenbar das Bedürfnis, zur Benennung der Welt nicht ihre eigene Muttersprache zu verwenden, sondern glauben weltgewandt zu sein, wenn sie mit Anglizismen blenden oder noch schlimmer mit „Denglisch“ glänzen wollen. Dass das vor allem in den deutschsprachigen Ländern fröhliche Urstände feiert, nannte die „Londoner „Times“ einmal bezeichnenderweise „linguistic submissiveness“ (sprachliche Unterwürfigkeit). Wenn man bösartig wäre, könnte man das auch „Arschkriecherei“ nennen. Darum mehr Selbstbewusstsein für unsere Muttersprache!
 

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